Gastbeitrag von unserem Landtagsabgeordneten Jörg Denninghoff. Er stellt für unsere Webseite ein beispielhaftes Konzept für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum vor.

Das „Flecker Projekt“: Innovatives Konzept für die ärztliche Versorgung auf dem Land

Fast jeder kennt das Problem: Der vertraute Hausarzt, der oft über Jahrzehnte die gesamte Familie begleitet hat, naht dem Rentenalter. Und eine junge Nachfolgerin oder Nachfolger für die Übernahme der Landarztpraxis ist nicht in Sicht. Die Praxisschließung droht, und wo findet man einen neuen Hausarzt oder eine neue Hausärztin? Die bestehenden Praxen sind bereits voll ausgelastet, nicht nur in unserer Region ist die ärztliche Unterversorgung auf dem Land ein großes Problem, sondern bundesweit. Junge Ärztinnen und Ärzte zieht es in die Ballungszentren, die Übernahme einer Landarztpraxis ist für viele keine Option: das finanzielle Risiko ist hoch, und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist bei Übernahme einer eigenen Praxis kaum gegeben. Dazu kommen eine zunehmende Bürokratisierung und die fehlende Weiterbildung in der Facharztrichtung Allgemeinmedizin.

Mit der seit 2020 bestehenden Landesverordnung zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen geht man nun auf Landesebene einen neuen Weg: 6,3 Prozent der Medizinstudienplätze werden reserviert für Bewerberinnen und Bewerber, die sich vorab auf die Tätigkeit als Allgemeinmedizinerin oder -mediziner in ländlicheren Gebieten festlegen: Für zehn Jahre werden sie nach erfolgreichem Studium und entsprechender Weiterbildung in der Facharztrichtung Allgemeinmedizin in einer Region tätig sein, die medizinisch unterversorgt oder von einer Unterversorgung bedroht ist.
Dem drohenden Hausärztemangel stellten wir uns in meiner Heimatverbandsgemeinde Katzenelnbogen bereits 2014. Zwei der drei dort niedergelassenen Ärzte kündigten die Schließung ihrer Arztpraxen aufgrund ihres Alters und mangels eines Nachfolgers an. Die Praxisschließungen hätten sich katastrophal ausgewirkt: Innerhalb kurzer Zeit wären zwei Drittel der Einricher Patientinnen und Patienten ohne Hausarzt gewesen. Daher beschlossen wir als Kommunalpolitiker zu handeln: Die Idee eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) wurde geboren.

Was ist das Besondere an unserem Medizinischen Versorgungszentrum im Einrich?
MVZs gibt es zwar häufig, sie sind jedoch in der Regel in privatwirtschaftlicher Hand.
Und so war der Weg zum bundesweit ersten kommunalen MVZ auch ein weiter und manchmal steiniger Weg. Am Anfang stand die Analyse der lokalen Situation, hierfür beauftragten wir ein unabhängiges Beratungsbüro. Viele rechtliche und besonders Haftungsfragen mussten geklärt werden. Letztendlich konnte das heutige MVZ in der Rechtsform der Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) erst nach der Anpassung der rechtlichen Grundlagen im Sommer 2015 realisiert werden.

Von Beginn an war ich als Mitglied des Verbandsgemeinderates von diesem Vorhaben sehr überzeugt und in den Entstehungsprozess von der Idee bis zur Verwirklichung eingebunden, als Mitglied des Landtages habe ich gerne für dieses Konzept geworben und Nachfragen auf kurzem Wege geklärt.
Als Landtagsabgeordneter unserer Region werde ich in Mainz häufig auf das MVZ in Katzenelnbogen angesprochen. Nicht nur meine Kolleginnen und Kollegen der SPD fragen nach, nein, auch über die Parteigrenzen hinweg stößt das „Flecker Projekt“ auf großes Interesse.
Das Kommunale MVZ ist ganz fraglos eine Zukunftsoption, um die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu gewährleisten!

Ihr Jörg Denninghoff